JAX 2008 - Keynote Rod Johnson
Nach der Eröffnung von Sebastian Meyen hielt Rod Johnson, CEO von SpringSource, die Eröffnungskonferenz.
Es geht um die Zukunft von Enterprise Java - aber hat Enterprise Java überhaupt eine Zukunft? Man hört einige ganze Menge Dinge: Ruby on Rails ist erfolgreich, keiner benutzt Java für Web Anwendungen... Aber Rod ist natürlich nicht dieser Meinung. Er zeigt eine Grafik für die Job Trends von Ruby gegenüber Java - und Java ist mehrere Dimensionen stärker. Jobs als Metrik sind interessant, weil sie zeigen, wo die Firmen wirklich Geld investieren - das tun nicht viele Metriken. Und Technologien wie Spring wachsen auch stärker als Ruby on Rails.
Dann ging es um die wirklichen Themen: Der kalte Krieg, Monica Lewinsky und Monty Python. Aber zunächst: Warum muss Enterprise Java sich ändern? Es gibt Probleme in Bezug auf Produktivität und die Plattform ist überladen. Auch Gartner ist der Meinung, dass Enterprise sich ändern muss. Bei der Produktivität gibt es mit Ruby on Rails einen starken Gegner. Das Problem ist dabei, das einfache Lösungen für einfache Probleme nicht im Java-Bereich nicht vorhanden sind - es gibt nur (einfache) Lösungen für komplexe Probleme.
Als J2EE entworfen wurde, war Clinton Präsident und Monica Lewinsky war sein Problem - wahrscheinlich gibt es bald wieder einen Präsident Clinton. In Deutschland war Kohl Kanzler. Es ist also schlicht alt. Und über die Zeit sammelt sich halt einiges an. Java EE 6 versucht, einige dieser alten Dinge aus der Spec zu entfernen. Rods Meinung nach ist das ein sehr wesentlicher Schritt, die erste ernsthafte Renovierung in den letzten 10 Jahren. Java EE 6 will die Open Source Frameworks unterstützen, die sehr relevant geworden sind. Und vor allem führt Java EE 6 Profiles ein. Dies sind bestimmte Subsets der Gesamtplattform, die typische Nutzungsprofile abdecken. Profile A ist im wesentlichen ein einfacher Web Server (+ JSR 45 Debugging API und JSR 250 Common Annotations). In Servlet 3.0 (einem Teil von Java EE 6) gibt es eine Möglichkeit, Servlets zur Laufzeit zu registrieren. Profile B enthält dann EJB 3.1 light, JTA 1.1, JPA 2.0, JSF 2.0 und wahrscheinlich Web Bean 1.0. EJB 3.1 light ist leider noch nicht wirklich definiert und es gibt hier natürlich das Problem, dass es zwei Komponenten-Modelle gibt, nämlich EJB 3.1 und Web Beans 1.0. Und Profile C ist dann die vollständige Plattform. Damit ist dieses Profile C wie die Titan Atomrakete aus dem kalten Krieg.
Durch diese einfacheren Plattformen ist es nun auch möglich, neue Server-Implementierungen zu etablieren, weil die Einstiegsschwelle so hoch ist. Zur Zeit von Monica Lewinsky gab es mehr Application Server Hersteller als Praktikantinnen - heute gibt es im wesentlichen IBM und Oracle/BEA. Und für diese Anbieter ist ein Teil einer größeren Plattform. Und damit sind sie nur ein Teil einer Gesamtlösung und möglicherweise wichtiger als Basis für ihre Standardsoftware, also gibt es dort einen anderen Fokus als den Application Server selbst und seine technische Qualität. Und interessanterweise ist es so, dass Tomcat wesentlich stärker ist als IBM oder Oracle/BEA. Es ist also der eigentliche Markt-Führer.
Also was wird passieren:
Es wird wieder echten Wettbewerb im Application Server Markt geben. Und zwar vor allem im Bereich der Profile A und B.
Der wirtschaftliche Wert wird sich eher an dem orientieren, was die Leute wirklich nutzen. Das bedeutet, dass die Palttformen mit den meisten Nutzern wertvoller werden.
Die zukünftigen Application Server werden auf OSGi basieren und modular und leichtgewichtig sein.
Die zukünftigen Application Server werden nicht nur die JCP Spezifikation implementieren. Es gibt weitere Quellen für relevante Standards.
Enterprise Java ist nicht mehr ein Ein-Parteien-Staat. Neben dem JCP gibt es OASIS (SCA, Web Services), OSGi und Open Source Projekte (z.B. aus der Eclipse Foundation).
Der JCP wird eher durch Open-Source-Projekte gesteuert werden. Sun ist schließlich auch auf dem Weg zu einer Open-Source-Firma.
Der Markt wird die Lücke zwischen Tomcat und WebLogic/WebSphere füllen. Dabei geht es um APIs und auch um die Betriebs-Aspekte.
Die Lücke zwischen ESBs und Application Server wird gefüllt werden. SOA ist dafür zu neu und relevant.
Der dunkle Ritter (Monty Python) wird besiegt. EJB ist - und das kann man durch Job-Trends nachweisen - das COBOL im Enterprise-Java-Bereich.
Zusammenfassend sind wir also in einer Zeit sehr schneller Änderungen. Java EE 6 wird sicher wichtig werden, so auch OSGi - und es wird spannend!
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