J and I and Me
2009-03-28
  Convention over Configuration?
Zu einem meiner letzten Blog-Posts gab es einen recht interessanten Kommentar, der mehr Support für Convention over Configuration und Configuration by Exception in Spring anmahnte.

Vorab: Convention over Configuration bedeutet, dass man sich auf Konventionen verlässt, die zu Einstellungen führen, die in den meisten Fällen ausreichend sind. Nur in Ausnahmefällen nutzt man Konfiguration, um Dinge dann doch anders einzustellen. Configuration by Exception bedeutet im wesentichen dasselbe. Diese Ansätze sind in Systemen wie Ruby on Rails oder Grails weit verbreitet und führen zu sehr kompakten Code.

Zunächst: Spring kann in zahlreichen Bereichen mit solchen Möglichkeiten aufwarten.

Konkret ging es im kritisierten Beispiel um das Einlesen von Properties. Man kann hier neben Expression Language auch auf die "klassischen" Methoden zugreifen. Und zwar konkret auf den PropertyOverrideConfigurer, der einfach Properties nimmt und dann Werte von Spring-Bean überschreibt. Dazu muss man in die XML-Konfiguration <context:property-override location="props.properties" /> einfügen. Wenn in der Datei props.properties ein Eintrag wie hallo.name=Ein Name existiert, wird bei der Spring-Bean hallo die Methode setName() mit dem Parameter "Ein Name" aufgerufen. Man kann also ein Default im Code oder in der Spring-Konfiguration haben, und diesen anschließend überschreiben.

Ein anderes Beispiel für Convention over Configuration ist der folgende Web-Controller:

@Controller
public class KundeController {

@RequestMapping
public Kunde showForm() {
return new Kunde("Wolff","Eberhard",42);
}
}

Er wird bei der URL http://localhost:8080/mywebapp/myservlet/kunde aktiviert, weil er KundeController heißt. Als View-Name wird kunde genutzt, weil es der letze Teil der URL ist. Und das zurückgegeben Objekt steht untern dem Namen kunde in der View zur Verfügung, weil der Name der Klasse Kunde ist. Wie man sieht, ergibt sich so sehr kompakter Code.

Und schließlich gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Autowiring zu nutzen. Zum Beispiel in XML:

<beans default-autowire="byType"
...>

<bean id="orderService" class="....OrderServiceImpl" />
...


oder im Code:

@Service
public class OrderServiceImpl implements OrderService {

private CustomerRepository customerRepository;

@Autowired
public void setCustomerRepository(CustomerRepository customerRepository) {
this.customerRepository = customerRepository;
}
...
}


In beiden Fällen werden typ-kompatible Spring-Beans an diesen Stellen injiziert, so dass man das Wiring der Anwendung nicht weiter definieren muss. Auch das macht den Code wesentlich kompakter.

Das interessante ist nun, dass diese Möglichkeiten existieren, aber durchaus kritisch betrachtet werden:


Was bedeutet das nun? Spring hat Möglichkeiten für Convention over Configuration. Mein Eindruck ist allerdings, dass diese Features zwar bekannt sind, aber in der Praxis wenig genutzt werden, weil man lieber explizit konfiguriert und einstellt, statt sich auf "Magie" zu verlassen. Das bedeutetet, dass Spring-Entwickler entweder andere Vorlieben oder andere Erfahrungen als beispielsweise Ruby-on-Rails-Entwickler haben - weil sie der "Magie" mistrauen oder schon gesehen haben, dass Systeme mit mehr "Magie" schwerer zu verstehen oder zu warten sind. Vielleicht müssen Ruby-on-Rails-Entwickler das noch lernen - oder vielleicht müssen Spring-Entwickler mehr Vertrauen zu der "Magie" entwickeln.

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  09:50
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Comments:
> Mein Eindruck ist allerdings, ... dass Systeme mit mehr "Magie" schwerer zu verstehen oder zu warten sind.

Full Ack. Es ist für Neulinge unglaublich schwer, diese Magie in all seinen Ausmaßen zu erfassen.

Ungemütlich wird es, wenn "Fehler" auftreten: man denkt, man hätte eine Konvention eingehalten, hat es aber nicht (z.B. durch einen Vertipper). Wie behebt man solche Fehler? Durch "Starren auf den Code" oder aber durch Debugging. Das unterliegende Groovy-on-Rails debuggen... viel Spaß mit meterlangen Reflection-Stacktraces :-(

Bei Spring sieht es dank des hervorrangenden Loggings besser aus mit der Fehlersuche.
 
Ein explizit definierter Spring-Kontext ist ein wertvolles Projektartifact, welches von vorne herein ein klares Bild über das Ausmaß und den genauen Zustand des Systems gibt. Das ist etwas, das mit Autowiring/AutoDiscovery schnell verloren geht.
 
Eberhard,

mein Kommentar bezog sich darauf, dass Du - auch hier wieder - mit Spring alles komplett tot konfigurierst. Egal, ob Du Autowiring oder Annotations oder XML verwendest.

Dass eine Resource irgendwo gesetzt werden muss (sei es durch ein ManagedBean (M(X)Bean) oder durch eine XML-Konfiguration), ist wohl klar.

Was mich dabei stört, ist, dass Spring alles irgendwie kompliziert machen muss.

Du schreibst, dass @java.annotation.Resource nicht Deinen Anforderungen entsprichst - aber warum mehr? Warum muss ich hier noch Tonnen an XML-Code schreiben, der MEHR VERWIRRT, als eine klare Annotation mit Magic im Hintergrund?

Unsere Newbees stören sich nicht an der "Magie" dahinter, sondern an den nervigen XML-Konfigurationen!

Viele Grüße,
Robert
 
Anonym hat gesagt:

> mein Kommentar bezog sich darauf, dass Du - auch hier wieder - mit Spring alles komplett tot konfigurierst. Egal, ob Du Autowiring oder Annotations oder XML verwendest.

Mir sind keine Ansätze bekannt, die mit weniger auskommen. Welche konkrete andere Alternative gibt es denn?


> Du schreibst, dass @java.annotation.Resource nicht Deinen Anforderungen entsprichst - aber warum mehr? Warum muss ich hier noch Tonnen an XML-Code schreiben, der MEHR VERWIRRT, als eine klare Annotation mit Magic im Hintergrund?

Man muss kein zusätzliches XML schreiben, wenn man @Resource nutzt. zu @Resource habe ich mich unter http://jandiandme.blogspot.com/2009/05/resource-oder-wie-man-auch-eine.html ausgelassen. Ich halte @Resource für deutlich unklar und hinter den Kulissen komplex.


> Unsere Newbees stören sich nicht an der "Magie" dahinter, sondern an den nervigen XML-Konfigurationen!

Dann muss man eben Annotationen benutzen - das ist ja kein Problem. Oder man kann mit Auowiring und Component Scan sogar ohne Annotationen auskommen. Dann ist das XML -File mehr oder weniger leer. Oder verstehe ich hier was nicht?

Mein Punkt bei dem Posting war eher, dass es lustigerweise viele Spring-Nutzer gibt, die das explizite Konfigurieren in XML toll finden - auch nachdem die Annotationen in Spring 2.5 eingeführt worden sind.

Eberhard
 
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